Längenschwimmen im Freibad oder: Be water

22.07.2022

Meine neunjährige Tochter und ich waren heute im Bad. Nur wir zwei. Wir sind gerutscht, ich habe ihr beim Tauchen zugesehen, bis sie schon ganz blaue Lippen hatte, bin eine Stunde Längen geschwommen - das erste Mal seit meiner Covid-Erkrankung vor ca. vier Wochen. Ich habe wieder meine alte Form. Dann haben wir uns ein Mittagessen mit viel Fett und Knoblauch gegönnt, eine Runde Rummy gespielt und geplaudert. Diese Badbesuche rufen alte Kindheitserinnerungen bei mir wach. Die Füße auf einer Wiese voller Bienen. Nahezu nackte, entspannte Menschen auf Parkbänken. Alte Frauen mit übergroßen Brillen und Brüsten. Wabernde Bäuche in Badeanzügen, die am Hintern spannen. 

Meine Tochter ist so lieblich anzusehen - mit ihren neun Jahren. Die kleinen Zehen und Fingerchen. Das kann ich von all meinen Kindern sagen - auch von meinen älteren Töchtern. Ich bin immer glücklich, wenn ich sie längere Zeit stumm ansehen kann. Ich finde sie alle herzerwärmend. Warme, liebe Menschen. 

Ich wurde heute von kleinen Händen mit Sonnencreme eingeschmiert. So ganz hat sie das flächendeckende Prozedere am Rücken noch nicht heraußen. Nun habe ich einen Sonnenbrand mit weißen Löchern dazwischen. Aber selbst das finde ich irgendwie amüsant, auch wenn mein Hautarzt vielleicht wieder etwas zum Wegbrennen oder Wegschneiden haben wird - in ein paar Jahren. Die Sonne ist aggressiv und ich habe mit meiner Haut- und Haarfarbe kaum einen natürlichen Schutz. Aber wir waren ja bei der Süße des Lebens, nicht bei den schmerzhaften Seiten, die es leider auch immer gibt.